BLOG: 08.06.2022

Kraft-Orte als Erfolgsquellen fürs Business

Power-Orte

Ob ein Ort ein Kraftort, ein sogenannter ‚Power Ort‘ oder keiner ist, erschließt sich nicht so einfach. Denn wir haben in den letzten Jahrhunderten unsere natürliche Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit als Menschheit eingebüßt. Erwarten Sie also nicht, daß Sie an einem Kraftort gleich die 10.000.000 € Ideeneingebung oder ein Kribbeln am ganzen Körper bekommen.

Überlegen Sie mal, ob Sie das Gefühl eines Kraftortes vielleicht schon irgendwo gespürt haben. Woran erinnern Sie sich? Ich war 28 Jahre alt und habe den Ort, der bei mir ein tiefes Gefühl der inneren Ruhe und Zufriedenheit ausgelöst hat, 21 Jahre lang nicht vergessen. Während einer Genußreise durchs Veneto besuchte ich damals den Dom in Padua. An einem bestimmten Punkt im Dom durchfuhr mich ein Gefühl, das ich in dieser Intensität nie wieder an einem Ort hatte. Beschreiben kann ich es nicht mehr, aber wenn ich an Power Orte denke, fällt mir dieser spezielle Moment in Padua ein.

Kraftplätze erkennen

Ein Kraftplatz ist ein Ort, an dem ganz besondere Energieströme fließen, aufeinandertreffen und sich gegenseitig verstärken, die von uns Menschen - wenn auch in unterschiedlicher Intensität – wahrgenommen werden können. Das kann in der Natur ein großer alter Baum, eine Quelle, ein Bergfluss, ein rauschender Wasserfall, eine einsame Waldlichtung oder die Kapelle am Hügel sein. Es gibt Orte, die uns aus oft unerklärlichen Gründen emotional berühren und unseren Geist beruhigen.

Orte, an denen besondere Energieströme vorkommen, zusammenlaufen und sich manchmal auch verstärken, werden als Reizzonen definiert. Menschen wie auch Tiere können diese Energien – wenn auch in unterschiedlichen Intensitäten – spüren. Sind die Reize negativ, dann spricht man von Störzonen; werden sie als positiv im Sinne von angenehmer Anregung oder tiefer innerer Ruhe wahrgenommen, spricht man von Kraftplätzen. Eine Studie des Instituts für Landschaftsarchitektur der BOKU Wien hat an drei verschiedenen Kraftorten Herzfrequenz und vegetative Reaktionen von 15 Probanden gemessen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Kraftorte am Wasser positiv anregend wirken, andere wiederum den Herzschlag um immerhin fünf Schlägen pro Minute verringern.

Kraftorte in Berlin

Städte haben besondere Knotenpunkte und sind aus spiritueller Sicht sehr wichtig. In Berlin gibt es angeblich zahlreiche Kraftplätze, dazu gehören die Kreuzung Karl-Marx-Allee und Karl-Liebknecht-Straße. Oder das Brandenburger Tor. In der Nähe von Berlin, am Fuß der Müggelberge, findet sich der Teufelssee, ein vorchristlicher Kultort, der vermutlich einer Göttin geweiht wurde. Der völlig stille See liegt mitten im Wald und sieht aus wie ein großes, dunkles Auge. Es ist ein schöner, friedlicher Ort mit besonderen energiespendenden Kräften.

Ein moderner Kraftort ist für GRAEF Office CEO Alexander Breustedt The Drivery in Berlin: "Das ist ein zentraler Ort, an dem sich Unternehmen und Selbständige aus dem Mobilitätssektor gegenseitig bei der Entwicklung von Zukunftskonzepten unterstützung können. Wir haben die Drivery bei der Anmietung der Immobilie, der Gestaltung der Fläche, der Umsetzung des Innenausbaus sowie der Logistik und Möblierung begleitet. Im denkmalgeschützten Ullsteinhaus am Tempelhofer Hafen ist durch die Revitalisierung einer Industriefläche eine Kommunikationsplattform der Mobilität für unterschiedlichste Nutzer entstanden." Die Idee rund um diesen themenfokussierten Co-Working Space erwies sich als Erfolg. Die meisten der 30 Studios seien vermietet, so CEO Über 80 Firmen haben sich angemeldet. The Drivery hat über 500 Mitglieder. 

Kraftort in Paris

Im Jahr 2017 hat der Unternehmer Xavier Niel den größten europäischen Inkubator, Station F, in Paris eröffnet. Der Name „Station F“ entstand, weil das Gebäude eine ehemalige Zugstation ist und weil F eine passende Abkürzung für Frankreich, Freyssinet und den englischen Begriff „Founder“ darstellt. 250 Millionen Euro hat Niel in den aufgelassenen Bahnhof investiert. Dort, wo einst Container-weise Güter umgeschlagen wurden, entwickeln heute Jung-Gründer und Großunternehmen an den digitalen Geschäftsmodellen von morgen. Heute bietet der Hub Platz für mehr als 1.000 Start-Ups und zahlreiche Tech-Firmen wie Apple, Google und LVMH, die dort nach jungen Talenten suchen. Auch Niel selbst ist mittlerweile an rund 400 Start-Ups beteiligt. Durch sein Engagement hat sich Paris zu einer der wichtigsten Start-Up-Städte Europas gemausert.

 

 

Station F in Paris - der weltgrößte StartUp Campus - ein Power Ort, der viele Firmen (und Besucher) glücklich macht. Foto: Daniela Krautsack

 

Der Topophilia Effekt. Wie Orte auf uns wirken.

Der Schweizer Psychiater C. G. Jung glaubte, dass jedem Ort ein Geist innewohnt, den die Menschen, die dort leben oder arbeiten, berücksichtigen sollten. Die Geschichte zeigt viele Hinweise auf, wie Menschen überliefertes Wissen über die Wirkung von Orten angewendet haben. Die Etrusker etwa ließen an Orten, die sie besiedeln wollten, zunächst Schafe weiden und untersuchten ihre Lebern. Nur wenn die gesund waren, bauten sie dort ihre Häuser. Die Stadtplanung der alten Römer wäre ohne ihr Wissen über die Wirkung von Orten anders verlaufen und auch die mittelalterlichen Kirchen- und Dombaumeister hätten ihre Gotteshäuser ohne dieses Wissen anders und an anderer Stelle gebaut. Die Historikerin Dr. Roberta Rio hat ein spannendes Buch zu diesem Thema verfasst: Der Topophilia Effekt. Wie Orte auf uns wirken.

Es ist erstaunlich, welche Kraftquellen sich erschließen, wenn sie dem Geist des Ortes folgen, selbst wenn es nur eine historische und keine naturwissenschaftliche Evidenz dafür gibt. Es ist dann, als hätten berufliche Projekte Rückenwind, Dinge fügen sich besser, und das gleiche wäre bei einer Ortsentwicklung unter Einbeziehung der Wirkung von Orten der Fall.“

 

Spiritus loci

Vor einigen Jahren kamen Engländer wegen einer aufgelassenen kleinen Kirche zu Dr. Rio, in der die Mönche einst auch Brot gebacken haben. Rio beriet ihre Kunden, das Objekt in ein Restaurant zu verwandeln. Wo der Altar war, ist jetzt die Theke, dort, wo der Messwein lagerte, ist jetzt der Weinkeller und der Ort, wo der Totenstein lag, wurde ausgespart. Das Restaurant wurde ein voller Erfolg. Wer dort essen will, muss lange vorher reservieren.

Unsere Ahnen hatten oft ein natürliches Gespür für den Geist eines Ortes, den Spiritus Loci. Damit ist nicht gemeint, ob ein Ort gut oder schlecht ist, erklärt Dr. Rio. Es bezeichnet eher die Qualität eines Ortes. Und diese bestimmt, für welche Zwecke sich ein Grundstück oder Gebäude eignet. Die Qualität hängt auch stark mit der Geschichte eines Ortes zusammen.

 

Meiden Sie Friedhöfe als Firmengelände

Statistisch zeige sich: Wer in Häusern auf ehemaligen Friedhöfen lebt, der hat eine geringere Erwartung, ein glückliches Leben zu führen. Firmen gehen an solchen Standorten schneller Pleite oder erzielen einen geringen Erfolg. Früher hätten die Menschen Tiere und Pflanzen genau beobachtet, um etwas über einen Ort zu erfahren. Wo z.B. Rosen gut wachsen, bleiben auch Menschen oft lange gesund.