BLOG: 07.04.2021

Verhaltensänderungen im Business

Umgang im Büro

COVID-19 ist ein einschneidendes Ereignis in jedermanns/jederfraus Leben unserer Gegenwart. Es verändert unsere Einstellungen und unser Verhalten. Zudem zwingt es Organisationen zu Reaktionen, deren Wirkung die aktuelle Krise überdauern. Manche Verhaltensänderungen werden fortbestehen, auch wenn die unmittelbare Bedrohung durch das Virus nachlässt und die Pandemie nur noch als düstere Erinnerung in den Archiven zu finden ist.

Stellen Sie sich vor, es ist Oktober 2021. Der Alltag ist zurück. Sie werden zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und können auch endlich hingehen. Sie können nicht nur Ihre Familie und Freunde treffen, sondern auch umarmen. Endlich wieder in die Sauna gehen. Übers Wochenende ans Meer reisen. Ins Konzert Ihrer Lieblingsband gehen.

Trotzdem wird vieles anders sein als früher. Seitdem die Pandemie begann, denken wir anders über die Frage nach, was es bedeutet, ein Mitarbeiter, eine Kundin, ein Geschäftspartner, eine Bürgerin oder einfach ein Freund oder eine Enkelin zu sein.

Welche Verhaltensänderungen wird unser Denken im Business hervorrufen? Welche neuen Bedürfnisse entstehen dadurch? Wie wir mit diesen Fragen als Vorgesetzte, Mitarbeiter und Geschäftspartner umgehen, hängt entscheidend davon ab, wie wir heute und morgen mit der aktuellen Krise und neuen, die vor der Tür stehen, umgehen. Und wie wir unseren Alltag als Teil der Gesellschaft, als Mitglied einer sozialen Gemeinschaft, als Familienmitglied und Individuum meistern.

Verhaltensänderungen durch neue Gewohnheiten

Routinen in Organisationen und Institutionen können zur Gewohnheit werden. Diese bestimmen unser Leben, ob wir wollen oder nicht. Manche bringen Struktur in den Alltag, andere sind nervig. Mit der richtigen Einstellung können wir sie uns aber zunutze machen.

Viele Städte empfehlen ihren Mitbürgern, aus Schutz vor einer Virusinfektion nicht mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren. Das ist für Hobbysportler kein Problem, für Otto Normalbürger schon.

Neues Verhalten durch Belohnungsmodelle

Wenn es Unternehmen gelingt, ihre Mitarbeiter für die frühsportliche Tätigkeit – die zur Gewohnheit werden soll – zu begeistern, müssen sie ein Verlangen erzeugen. Dafür braucht es eine gute Belohnung. Die schwammige Aussicht, sich nicht nur zu schützen, sondern sogar fitter (oder schlanker) zu werden, reicht nicht. Der Lohn muss konkret sein.

Ein Unternehmen in Irland wollte, dass die Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Sie versprachen sich gesündere und ausgeglichenere Mitarbeiter. Nun ist Irland nicht nur wegen des feuchten Wetters keine Gegend, in der man gern Rad fährt, der Verkehr ist schlicht halsbrecherisch.

Spielmechanismen als Motivationsboost

Die Herausforderung bestand darin, die Belegschaft dazu zu bringen, freiwillig zum Rad zu greifen. Schnell gab es im Büro eine neue Routine: Nach der Mittagspause gab’s Musik, viel Gelächter, weil ein Rad aufgebaut wurde, mit dem man tretend einen Smoothie mixen konnte und einen Wettbewerb. Zu gewinnen gab es eine Reise auf eine Insel. Das Einzige, was die Teilnehmer tun mussten, war, ein Team aus drei Leuten zu bilden und fünf Wochen lang möglichst oft das Auto zu Hause stehen zu lassen. Jede Fahrt mit dem Rad brachte dem Team einen Punkt. Gamification als Motivationsbooster.

Die soziale Komponente war für die Verhaltensänderungen der Mitarbeiter der entscheidende Faktor. Die Mitarbeiter begannen, sich auf den Fluren und auf einer eigens eingerichteten Website über ihre Erlebnisse mit Pfützen auszutauschen. Manche schwärmten, wie entspannt sie radelnd zu Hause ankämen. Die Firma baute Duschen für diejenigen, die verschwitzt oder regendurchnässt eintrafen. Es gab sogar Subventionen beim Fahrradkauf. Radfahren wurde cool und die, die oft mit dem Rad kamen, wurden zu Vorbildern. Die Reise auf die Insel war den Mitarbeitern am Ende des Wettbewerbs völlig egal.

Vertrauen wieder aufbauen

Ärzte und Wissenschaftler vermitteln seit Monaten, dass Menschen und Orte eine unsichtbare Bedrohung darstellen können. Alle sind verunsichert, vom Kind bis zum Rentner. Überall schwingt die Angst mit – vor allem bei wichtigen Entscheidungen, wie bei größeren Anschaffungen oder dem Wechsel von Wohn- und Arbeitsort. Die Pandemie hat Verhaltensänderungen in Bezug auf unsere Risikofreudigkeit hervorgerufen.

Krisen können das Vertrauen ruinieren – in Institutionen, Produkte und Märkte. Nach dieser Megakrise wird es wichtig sein, das verlorene Vertrauen schnell zurückzugewinnen. Das gelingt aber nur, wenn:
1. vertrauensbildende Maßnahmen glaubwürdig sind und
2. die richtigen Kommunikationskanäle gewählt werden.

Mein home wird mein castle

Es ist ein Klassiker der deutschen Werbegeschichte: der Spot „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ von Jung von Matt für die Sparkasse aus den 1990ern. Sido sang Jahre später „Meine Gedanken, mein Herz, mein Leben“, das eigentlich schon ganz gut auf unsere heutige Situation daheim passt. Auf unseren heutigen Krisenalltag umgemünzt, antworten wir auf die Aufforderung zur Selbstisolation so: ‚Mein home wird mein Castle‘. Der Rückzug macht das eigene Zuhause zum Zentrum des Lebens und der Erfahrungen.

Das Heim zu verschönern und das Home Office nach seinen Vorstellungen zu designen ist zum Trend geworden. Dafür zahlen Firmen gerne einen höheren Preis, wenn sie im Gegenzug ihren Mitarbeitern mehr Komfort bieten können. Statt dem Firmenwagen eine fancy Home Office Ausstattung. Unternehmen, die den Rückzug ins Home Office mit kreativen Strategien erleichtern und aufwerten, werden zu den Gewinnern gehören.

Verhaltensänderungen bei Begrüßungen

Klassische Begrüßungsrituale sind seit bald einem Jahr tabu. Einschätzungen von Experten lassen befürchten, dass uns die Distanzbegrüßung länger begleiten wird. So sehr wir traditionelle Begrüßungsgesten vermissen, dieser Verzicht ist Ausdruck des zeitgemäßen Anstands. Blickkontakt, Lächeln oder eine höfliche Verbeugung sind ja heute schon gewohnte Begrüßungsbotschaften. In Japan ein Standard Prozedere.

Die Begrüßung ist ein elementarer Bestandteil unserer Kommunikation. Es wirkt seltsam oder gar amüsant, wenn das ‚Griaß Di‘ zweier bayrischer Mitbürger mit dem indischen ‚Namaste‘ – Begrüßungsritual – mit vor der Brust aneinander gelegten Handinnenflächen und nach vorne geneigtem Oberkörper – untermalt wird.

Und wie hält der Gentleman zur Coronazeit seiner Kollegin die Tür auf? Geht eigentlich problemlos, wenn beide die Luft anhalten und den Kopf voneinander wegdrehen. Und der Kollegin bitte genügend Zeit geben, sich aus der Gefahrenzone zu bewegen.